Zeitungsartikel von Stefan Sander : " Lancaster voller Bomben schlug in den Wald von Schönau " 80-jähriger Pilot in Westausstralien ausfindig gemacht Es ist die Nacht vom 20. zum 21.3.1945 . Um 23.39 Uhr starten in Southwell
15 englische Bomber mit dem Ziel Böhlen, im Herzen Deutschlands.
Dort sollten die Hydrierwerke bombardiert werden um den Krieg schnellstmöglich
zu Ende zu bringen. Man wollte der deutschen Kriegsmaschinerie das dringend
benötigte Benzin und Öl entziehen. Ich bekam im Dezember 2001 die Adresse von dem noch heute lebenden Piloten
Ray King. Er wohnt in Booragoon in Westaustralien und ist am 22.2.2002
80 Jahre geworden. Gekürzte Übersetzung des Berichts von Lt .R. D. King, RAAF
Pilot der 227. Schwadron der RAF : Start war um 23.39 Uhr. Das Wetter war einigermaßen. Um vom deutschen Radar nicht erfasst zu werden, flogen wir über der Nordsee nur 50 Fuß (ca. 18m)hoch. Kurz vor der feindlichen Küste feuerten die 2 cm Kanonen von einem Flakschiff auf uns, aber ohne zu treffen. Nach dem Überfliegen der Küste stiegen wir auf unsere vorgeschriebene Einsatzhöhe. Drei Stunden waren wir etwa geflogen, als plötzlich unser Heckschütze,
L.Baxter (ein Kanadier) über die Bordverständigung rief, daß
ein deutscher Nachtjäger von hinten angreifen würde. Ich drückte
die Lancaster in eine Steilkurve nach unten, dann schlug auch schon eine
Geschossgarbe in unser Cockpit ein. Alles war voller Rauch. Beim Abfangen
der Maschine stellte ich fest, daß sie sich kaum noch steuern ließ.
Ein kurzer Blick nach außen, die beiden Steuerbordmotoren (in der
rechten Tragfläche) brannten. Daraufhin rief ich dem Bordingenieur
zu die Feuerlöscher (die unter der Motorenverkleidung angebracht
waren) auszulösen, aber da brannte auch schon die Tragfläche
zwischen den Motoren. (Benzintanks) Nachdem ich meine Sitzgurte gelöst hatte versuchte ich das Flugzeug
wieder aufzurichten, aber vergebens, es reagierte nicht mehr auf meine
Anstrengungen. Plötzlich kam die Nase von selbst hoch und die Maschine
machte eine halbe Rolle um die Längsachse, so daß ich an die
Decke des Cockpits fiel. Als uns der Nachtjäger angriff waren wir 15000 Fuß (ca. 5000 Meter) hoch. Aber inzwischen hatten wir viel an Höhe verloren. Ich hatte keine Wahrnehmung, daß ich am Schirm geschwebt hätte. Es gab ein undefinierbares "thump" und ich hing in einem Baum. Vermutlich hatte sich der Schirm erst kurz zuvor geöffnet. Über mir sah ich meinen Fliegerhelm in einem Ast hängen. Alles kam mir so unwirklich vor, wie im Traum. Nicht weit von mir war unsere Lancaster aufgeschlagen und der Feuerschein erhellte weithin die Nacht. Dadurch konnte ich an der Innenseite des Fliegerhelms meinen Namen lesen. Da wusste ich, du lebst noch. Ein Blick nach unten zeigte mir, daß ich etwa 10 Fuß hoch
über dem Waldboden hing. Der Feuerschein war hell genug damit ich
mich aus den Gurten lösen konnte um mich herunter fallen zu lassen.
Ich fragte mich was wohl mit dem Rest meiner Besatzung geschehen sei und
überlegte was nun zu tun sei. Nachdem das Feuer niedergebrannt war herrschte totale Finsternis. Dann hörte ich in der Nähe das Geräusch eines Eisenbahnzuges und sah die Glut von der Lokomotive. Später ging ich vorsichtig in Richtung der Bahngleise, über eine umgepflügte Wiese. Mit den Händen vergrub ich meine Schwimmweste. Dann kam eine tiefe Schlucht und danach die Schienen. Weiter ging ich in die Richtung wo ich Westen vermutete und kurz darauf kam ich an einen kleinen Fluß. So wie man es immer im Kino sieht, ging ich ein Stück flußabwärts, bevor ich an Land ging. Damit wollte ich vermeiden, daß Suchhunde meiner Spur folgen konnten. Das Feuer von den Flugzeugtrümmern war nun ausgebrannt und die Nacht
war pechschwarz. Ich ging zurück in den Wald, verkroch mich in einer
dichten Hecke und versuchte etwas zu schlafen. Als dann der Morgen dämmerte
sah ich mich in der Umgebung um. Die Bahnlinie verlief etwa Richtung Ost-West
durch eine Viehweide und der kleine Fluß verlief etwa in Richtung
Nord-Süd. Am späten Nachmittag kamen zwei Männer mit einem von Pferden
gezogenem Ackerwagen über einen Hügel auf mich zu. Als sie nahe
heran waren entdeckten sie mich. Das war's dann, dachte ich. Aber einer
von ihnen zeigte mit dem Finger auf sich und sagte " me Ruski ".
Erfreut zeigte ich ihnen die englische Flagge auf meinem Überlebenspäckchen.
Das enthielt auch ein Mini-Wörterbuch mit den wichtigsten Sätzen
in verschiedenen Sprachen. Auf russisch sagte ich zu ihnen " Ich
bin ein englischer Flieger, bitte helfen Sie mir und benachrichtigen Sie
die britische Militärmission in Moskau." Mit Hilfe des Miniwörterbuches und mit Gebärdensprache unterhielten
wir uns eine Weile. Ich erfuhr, daß sie dienstverpflichtete Arbeiter
seien. Einer war Russe, der andere Pole. Sie wollten mir so gut es ging
helfen, aber es waren zu viele deutsche Soldaten in dieser Gegend. Trotzdem
wollten sie mich zum Bauernhof wo sie arbeiteten mitnehmen. Von dort wurde ich von Soldaten mit einem kleinen VW-Auto abgeholt. Einer stellte mir einige Fragen, er sprach englisch mit einem (vermutlich) französischem Akzent. Wir kamen in einen größeren Ort, er hieß Eschwege. Auf der dortigen Polizeistation wurde ich nach einer Durchsuchung in
eine Zelle gesperrt. Dort traf ich dann Curly Long, meinen Funker, und
Bill Rootes, meinen Bombenschützen, gesund wieder. Ich hatte vermutet,
daß ich der einzige Überlebende sei. Zwei Posten brachten mich dann zu Fuß zu einem kleinen Luftwaffenhospital,
dort wurde die Wunde an meiner Hand behandelt und mit einer Metallklammer
verschlossen.
Im nachhinein stellte sich heraus, daß der Ort, wo ihn die Zwangsarbeiter hin brachten das Gut Hesserode war und der Mann der etwas englisch sprach der Gutsbesitzer Edgar Haverbeck . Ein Mann aus Steinheuteerode, der damals seinen Fliegerhelm fand, benutzte ihn viele Jahre als Motorradhelm und besitzt ihn noch heute. Die Besatzung der Lancaster PA 259 der 227 Schwadron bestand aus : Pilot
Raimund D. King
Wenn sie helfen können und möchten, noch offene Fragen zu den Luftkriegsereignissen im Landkreis Eichsfeld aufzuklären, wäre ich Ihnen sehr dankbar. ( 036075/64734
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